Kurz nach dem Amtsantritt von Pfarrer Hermann Camillo Gräfe beschloß am 16. August 1896 der Kirchenvorstand von Arnsfeld an Stelle der völlig unbrauchbar gewordenen alten Orgel ein neues Instrument zu beschaffen. Den Auftrag hierzu erhielt der Orgelbaumeister Hermann Eule in Bautzen. Am 26. August besuchten Ortspfarrer Gräfe, Kirchenvorsteher Brünnel, Gemeindevorsteher Reuter und Kirchschullehrer Bräuer, der auch die Orgel spielte, die Kirche in Elterlein, um sich die dortige Orgel anzusehen, die ebenfalls von der Firma Eule errichtet worden ist.

Der Kirchenvorstand entschloß sich gleichzeitig das Innere der Kirche umzubauen. Mit den Arbeiten wurde der Annaberger Baumeister Friedrich Nestler beauftragt. Der Umbau begann im Mai 1897. Die Gottesdienste wurden während der Sommermonate im Pfarrhof gehalten.

Die größten Schwierigkeiten bereitete dem damaligen Kirchenvorstand die kirchliche Aufsichtsbehörde. Der Umbau sollte nach deren Vorstellungen weit größere Ausmaße erreichen. Die Gemeinde hätte sich maßlos verschulden müssen. Dank dem zähen Willen des Kirchenvorstandes und dem energischen Kampf von Pfarrer Gräfe gelang es schließlich, den kostengünstigeren Bauplan des Kirchenvorstandes gegenüber dem evangelischen Landeskonsistorium durchzusetzen. Selbst ein Bauverbot schreckte unsere Altvorderen nicht zurück, ihren Willen durchzusetzen. Endlich war der Bau geschafft.

Die Kirche hatte ein verändertes Aussehen erhalten. Der Altarraum war neu gestaltet. Die alten Chorstühle wurden entfernt, neue Treppen, Türen und Fenster eingebaut, ein neues Taufbecken beschafft. Der Fußboden erhielt schwarz-gelbe Tontafeln. Doch die Krönung des Ganzen war die neue Orgel der Firma Eule. Auch hier gab es Streit mit den hohen Kirchenherren in Dresden. Arnsfeld sollte eine Jehmlich-Orgel erhalten, die aber weitaus teurer gewesen wäre.

 

Die neue Eule-Orgel kostete rund 6.300 Mark, die Umbauarbeiten der Kirche ca. 11.000 Mark. Dazu kamen noch die neuen Ausstattungs-gegenstände, so ein Kronleuchter, den die Freiwillige Feuerwehr stiftete.  Neues Abendmahlsgeschirr kamen von Baumeister Nestler, Pfarrer Gräfe und dessen Bruder, dem Annaberger Stadtrat Alfred Gräfe. Ohne die zahlreichen Spenden und Stiftungen, so auch von Brettmühlenbesitzer Hermann Neubert, von Fabrikbesitzer Ferdinand Meyer, von Rudolf Möckel und anderen, wäre es der armen Kirchgemeinde nicht möglich gewesen, vieles zu erneuern.

Das alte Abendmahlszinn, die Altarleuchter, das große Altarbild, ein Werk von Hans Hesse, der auch den Annaberger Bergaltar schuf, und mehrere geschnitzte Heiligenfiguren wurden an das Annaberger Museum verkauft. Dort sind diese Kunstwerke in der ständigen Ausstellung heute noch zu sehen. Auch dieser Verkauf brachte Geld für den Umbau.

Die feierliche Weihe der umgebauten Kirche und der neuen Orgel fand am 14. Sonntag nach Trinitatis, am 19. September 1897 statt. Dem Weihegottesdienst ging ein Festumzug voraus, dem neben dem Pfarrer, und dem Kirchenvorstand, auch Schulklassen von Arnsfeld und Niederschmiedeberg sowie die Gemeinderäte und die Vereine der beiden Orte mit ihren prächtigen bunten Fahnen angehörten.