Arnsfeld


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am 5. Juli 09


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Das Türkensteuer-Register von 1501

Bis zum 15. Jahrhundert hatten die Türken ein gewaltiges Imperium geschaffen. 1526 siegten sie über die Ungarn und drangen 1529 sogar bis Wien vor, das sie allerdings vergeblich belagerten. In der Folgezeit stießen die Türken wiederholt bis an die deutschen Reichsgrenzen vor. So riefen selbst die Päpste zum Krieg gegen die Türken auf, und der Reichstag mußte sich immer wieder mit dem Kampf gegen die Türken und seiner Finanzierung befassen. Besonders im 16. Jahrhundert wurde deshalb im Deutschen Reich die sogenannte Türkensteuer erhoben. Während die Bezeichnung Türkensteuer bis heute als feste historische Prägung erhalten geblieben ist, existierten daneben noch zeitgenössische Begriffe (Türkenpfennig, Türkengeld, Türkenschatzung).
Das Türkensteuer-Register von Arnsfeld aus dem Jahre 1501 nennt 34 steuerpflichtige Personen. Es ist zugleich das älteste Einwohnerverzeichnis des Ortes. Mehrfach genannt werden die Familiennamen Frank, Lahl, Mann, Siegel und Wolf. Der Name Teucher erscheint 1501 nur einmal. Heute ist er zusammen mit dem Namen Schreiter, der im Register nicht enthalten ist, vorherrschend im Ort. Die Höhe der Abgabe ist nicht ersichtlich.

Bernd Schreiter

Das Hammerwerk Niederschmiedeberg

Das Hammerwerk Mittelschmiedeberg war das jüngste derartige Unternehmen im Preßnitztal. Es wurde um 1662 von Christian Meyer angelegt, dem auch der Hammer in Schlössel bei Jöhstadt gehörte. Er bekam dazu eine kurfürstliche Konzession und ein Stück Wald angewiesen, von dem er die nötige Holzkohle beziehen konnte.
1674 erhielt das Werk ein Privileg als Zain-, Waffen-, Gewehr- und Rohrhammer. Besitzer des Hammers war zu dieser Zeit Hofrat Gabriel Voigt. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts gelangte er in den Besitz der Familie von Berbisdorf. Nach deren Bankrott übernahm die im Berg- und Hüttenwesen erfahrene Familie von Elterlein Mittelschmiedeberg. Aus der Erbmasse des 1773 verstorbenen Hans Heinrich IV. von Elterlein auf Kleinpöhla erhielt dessen Sohn die Werke Mittelschmiedeberg, Oberschmiedeberg und Schmalzgrube. Er war der erste Hammerherr der hier seinen ständigen Wohnsitz nahm. das Herrenhaus wurde nach einer im Keller des Gebäudes eingeschlagenen Jahreszahl wahrscheinlich 1754 erbaut.
Im Jahre 1800 erzeugte das Werk Stabeisen für fast 12.000 Taler. In den folgenden Jahren verschlechterte sich die Lage der erzgebirgischen Hammerwerke zusehends. Die den Unternehmen zustehenden Holzdeputate, die der Gewinnung von Holzkohle dienten, wurden vom Staat immer mehr gekürzt, die Holzpreise jedoch stiegen. Auch die unsichere politische Lage während der französischen Besatzungszeit (1806-1813) und die damit verbundenen hohen Kontributionszahlungen wirkten sich negativ auf die Eisenindustrie aus. Schichtmeister war damals Christian Gottlieb Weisbach, der Vater des späteren Montanwissenschaftlers Julius Ludwig Weisbach. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren an Produktionsanlagen vorhanden: ein Hochofen, zwei Stabhütten und eine Drahtmühle. Damals waren rund 30 Personen in Mittelschmiedeberg beschäftigt. Als Hochofenmeister wird Christian Gottfried Fehmisch, als Kohlenmesser Johann Heinrich Vieweg erwähnt.
Das Eisenerz bezog man aus den Gruben umliegender Orte, so von der Rothemanns-Fundgrube bei Wiesa und aus dem böhmischen Revier Preßnitz, dort von der Engelsburg, der Augustizeche, der Treuaufgottzeche und der Concordiazeche.
Nach dem 1810 erfolgten Tod Hans August von Elterleins übernahm dessen ältester Sohn Joachim Gustav Ferdinand die Führung der drei Unternehmen im Preßnitztal. Ständiger Konkurrenzdruck, erschwerte Einfuhrbedingungen für böhmisches Eisenerz und veraltete Technologien und Anlagen verschärften die ökonomische Situation. Nur mit großer Mühe konnte der Betrieb aufrechterhalten werden. 1818 starb Joachim Gustav Ferdinand von Elterlein im Alter von 39 Jahren. Nachkommen von ihm leben heute im US-Bundesstaat Texas. Zehn Jahre leitete nun dessen jüngerer Bruder Ludwig Adolph Constantin das Unternehmen. Zwar scheint es ihm anfangs besser geglückt zu sein als dem Bruder, er vermochte es seinen Verbindlichkeiten nachzukommen, bald aber scheiterte auch er an den komplizierten Verhältnissen. Nach seinem Tod, 1828, führten die in Marienberg lebenden Schwestern das Werk weiter. 1831 verkauften sie das Erbe an Eduard Wilhelm Breitfeld, der 1832 auch Hammerherr in Unterwiesenthal und 1836 Hammerherr in Erla wurde. Im Jahre 1835 erwarb Franz Benjamin Salzer aus Christophhammer (Böhmen) den Hammer in Mittelschmiedeberg. Der Hochofen stand wegen Kohlemangels oftmals kalt. Während 1826 der Ofen 2419 Zentner Roheisen erzeugte, waren es ein Jahr später nur 1548 Zentner. Die Produktion ging immer mehr zurück, so daß der Betrieb um 1860 eingestellt wurde.

Bernd Schreiter

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Julius Ludwig Weisbach: Mathematiker
- Maschinenkundler - Markscheider

Julius Ludwig Weisbach wurde am 10. August 1806 in der Hammerschänke zu Mittelschmiedeberg bei Arnsfeld geboren. Sein Vater, Christian Gottlieb Weisbach (1764-1835), war Schichtmeister im Hammerwerk Mittelschmiedeberg. Die Mutter, Christiana Rebekka Stephan (1775-1850), stammte aus Arnsfeld und war die Tochter des Tischler- und Zimmermeisters Johann Christoph Stephan. Die Stationen des Bildungsganges des hochbegabten und fleißigen Julius waren nach der Dorfschule, das Lyzeum in Annaberg, die Bergschule und die Bergakademie in Freiberg, die Universitäten Göttingen und Wien sowie das Polytechnische Institut Wien. 1830 unternahm er eine bergmännische Studienreise durch Ungarn und Österreich. Danach war er als Mathematiklehrer am Freiberger Gymnasium angestellt. 1832 heiratete Weisbach Marie Winkler (1807-1878), Tochter von August Fürchtegott Winkler (1770-1807), der als Faktor im Blaufarbenwerk Zschopenthal wirkte. Ihr Neffe war der bekannte Chemiker Prof. Clemens Winkler (1838-1904), der Entdecker des Germaniums. Ab 1833 lehrte Julius Weisbach an der Bergakademie Freiberg. Drei Jahre später erhielt er die Berufung zum Professor für angewandte Mathematik, Mechanik, Bergmaschinenlehre und allgemeine Markscheidekunst. Desweiteren lehrte er Kristallographie, Geometrie, Theoretische Optik, Oryktognosie, höhere Arithmetik und Maschinenbaukunde. Weisbach verfaßte zahlreiche wissenschaftliche Bücher und Zeitschriftenaufsätze. Er beherrschte Latein, Griechisch, Englisch und Französisch. Neben seiner Lehrtätigkeit war er auch ein rastloser Forscher. So ist Julius Weisbach der Schöpfer der neuen Markscheidekunst, die sich beim Bau des ´Rothschönberger Stollns´ hervorragend bewährte. Es wurde hierbei das alte Meßverfahren mit Kette, Gradbogen und Kompaß endgültig durch die ´Visiermethode´ mit Theodolit und Nivelliergerät ersetzt. Desgleichen ist er auch der Schöpfer der Axonometrie in der darstellenden Geometrie. Wesentlich war Professor Weisbach bei der ´Europäischen Gradmessung´ beteiligt. Es handelte sich dabei um die Festlegung und Vermessung des trigonometrischen Netzes. Er war nicht nur ein guter Fachmann und Wissenschaftler, auch als Pädagoge war Weisbach hoch geschätzt von seinen Studenten und Kollegen. Für sine Verdienste erhielt Julius Weisbach zahlreiche Ehrungen. So verlieh ihm die Universität Leipzig 1859 die Würde eines Ehrendoktors der Philosophie. Desweiteren war er korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften und auswärtiges Mitglied der Schwedischen Akademie der Wissenschaften und der Ita-lienischen Akademie der Wissenschaften. Weisbach war 1. Ehrenmitglied des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) und Ehrenmitglied des Architekten- und Ingenieurvereins zu Hannover. Die Stadt Freiberg benannte eine Straße nach ihm. Das Lehrgebäude der Bergakademie in der Lampadiusstraße trägt seit 1956 den Namen "Weisbach-Bau". 1994 wurde an seinem Geburtshaus in Mittelschmiedeberg eine Gedenktafel angebracht. Ein Schlaganfall beendete sein Leben. Am 24. Februar 1871 starb Oberbergrat Prof. Dr. phil. h.c. Julius Ludwig Weisbach in Freiberg. Sein Grab befindet sich auf dem Donatsfriedhof.

Bernd Schreiter

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Die Schmalspurbahn Wolkenstein - Jöhstadt,
ein Teil der Arnsfelder Verkehrsgeschichte

Zu den landschaftlich reizvollsten Bahnen in Sachsen gehörte die Preßnitztalbahn. Sie war eine Schmalspurbahn mit der für Sachsen gebräulichen Spurweite von 750 mm. Die Gesamtlänge von Wolkenstein bis Jöhstadt betrug 23 km. Im Februar 1891 begannen die Bauarbeiten. Neben den einheimischen Arbeitskräften waren auch viele Ausländer, hauptsächlich Italiener und Böhmen, beim Bahnbau beschäftigt. Der Arnsfelder Gendarm Schimmerofen war als Ordnungshüter im Bereich von Mittelschmiedeberg bis Steinbach zuständig. Er hatte für Ruhe und Ordnung auf den Baustellen zu sorgen, die ausländischen Arbeitskräfte wegen der Aufenthaltserlaubnis zu kontrollieren und mußte an Lohnzahltagen immer anwesend sein.
Nach einer Bauzeit von nur 15 Monaten war es geschafft. Die offizielle Eröffnungsfeier fand am 31. Mai 1892 statt. Einen Tag später begann der planmäßige Zugverkehr. Die Bahn diente dem wirtschaftlichen Aufschwung in der Region. Die Unternehmen in Jöhstadt (so die Firmen Flader und Anger) sowie auch die zahlreichen an der Strecke liegenden Fabriken nutzten das neue Verkehrsmittel für den An- und Abtransport der Waren und den Berufsverkehr.
Kurzzeitig bestand um 1900 ein Gleisanschluß in Mittelschmiedeberg. Seit der Eröffnung der Bahn hatte auch die Firma Pursche in Oberschaar ein Anschlußgleis, das am Kilometer 14,4 vom Streckengleis abzweigte. Es galt bis zum 1. Januar 1983 als nichtöffentliche Verkehrstelle. Danach durfte der Anschluß nicht mehr bedient werden.
Arnsfeld besaß zwar keinen eigenen Bahnhof, hatte aber zwischen Niederschmiedeberg und Steinbach mit über 4 km einen großen Streckenabschnitt auf seiner Flur liegen. Die Gemarkung wurde südlich von Niederschmiedeberg erreicht und erst wieder an der Brücke unmittelbar vor dem Bahnhof Steinbach verlassen. Nur das kurze Stück vom Haltepunkt Oberschmiedeberg bis zur Höhe des Zainhammers gehörte nicht zur Flur Arnsfeld. Auch die längste Brücke mit 69,5 m, unmittelbar neben der Fa. Pursche gelegen, und die einzige Wegüberführung dieser Bahnstrecke (Schafweg) lagen in der Arnsfelder Gemarkung.
Bis 1935 diente die Schmalspurbahn auch dem Postverkehr für Arnsfeld. Die Sendungen wurden vom Briefträger mit Handwagen oder Schlitten zum Bahnhof Niederschmiedeberg gebracht bzw. abgeholt. Während des 2. Weltkrieges wurde der Bahnpostverkehr wieder eingeführt, der dann noch bis 1950 bestand.
Pläne zur Erweiterung der Bahn gab es einige, so eine Verlängerung von Jöhstadt nach Böhmen. Auch der Anschluß der Stadt Preßnitz von Schmalzgrube war denkbar. Schon 1893 gab es ein Gesuch für eine Zweigstrecke von Mittelschmiedeberg nach Reitzenhain. In den dreißiger Jahren wurden Überlegungen angestellt zum Bau einer Linie von Niederschmiedeberg durch das Arnsfelder Rauschenbachtal bis hin nach Grumbach.
Nach 92 Betriebsjahren erfolgte am 13. Januar 1984 die Einstellung des Zugverkehrs auf dem oberen Abschnitt Niederschmiedeberg - Jöhstadt. Am 21. November 1986 holte die Lok 99 1561-2 (sä IV K) den letzten Güterzug aus Niederschmiedeberg ab. Das Reststück bis Wolkenstein wurde stillgelegt und die gesamte Strecke bis zum 30. Juni 1989 abgebaut. Aus für immer!?
Dank dem Engagement von Enthusiasten entstand ein Verein, der sich dem Wiederaufbau eines Teilstückes der Bahn verschrieb. In den zurückliegenden 10 Jahren schafften sie es, acht Kilometer der alten Linie von Jöhstadt nach Steinbach neu entstehen zu lassen. Die Preßnitztalbahn ist heute ein großer Imageträger für den Tourismus der gesamten Region.

Bernd Schreiter

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www.arnsfeld.com  Inhalt: Bernd Schreiter  Design: Friedrich Teucher